klimawandel

Verschärfung der globalen Fischereikrise

UN-Report: Weltweite Fischerei als Verlustgeschäft für Mensch und Natur

Rom/Wien (pte/02.03.2009/15:45) - Die Zahl der stark reduzierten oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeuteten Fischbestände ist zwischen 2004 und 2006 von 77 auf 80 Prozent erneut gestiegen. Dies geht aus einem Bericht der Welternährungsorganisation FAO http://www.fao.org hervor. Neben der ökologischen Katastrophe komme auch noch ein volkswirtschaftliches Problem auf die Menschen zu, meint WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin http://www.wwf.at gegenüber pressetext.

"Gelernt hat man aus der Katastrophe nach dem Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei in den 1990er Jahren in Kanada nichts", meint der Meeresbiologe. Damals gingen 40.000 Arbeitsplätze verloren. Die Wissenschaftler hätten immer wieder vor dem Ende der Bestände gewarnt. "Doch die Politik wusste es besser", so Scattolin. Das gleiche Problem zeichne sich mit dem Kabeljau in der Nordsee und mit dem Tunfisch im Mittelmeer ab. Die seit langem von Politik und Fischereiindustrie versprochene Trendwende sei ausgeblieben. Neben dem volkswirtschaftlichen Schaden gefährde der drohende Zusammenbruch vieler Fischbestände auch die Ernährungssicherheit in den Entwicklungs- und Schwellenstaaten.

Die Zahl der nur moderat genutzten Fischbestände habe sich laut FAO seit den 1970er Jahren von 40 auf 20 Prozent halbiert. "Das bedeutet, dass die weltweite Fischerei ein Verlustgeschäft für Mensch und Natur ist. Sie könnte bis Mitte des Jahrhunderts komplett zusammenbrechen", so der Meeresbiologe. Die Gesamtmenge der gefangenen Fische belief sich nach FAO-Angaben 2006 auf 81,9 Mio. Tonnen. Das sind über vier Prozent weniger als noch zwei Jahre zuvor. "Expertenhochrechnungen zufolge belaufen sich die wirtschaftlichen Verluste durch die Überfischung der Meere auf etwa 40 Mrd. Euro im Jahr."

"Die einzige Lösung des Problems ist eine nachhaltige Fischerei", erklärt der Experte. Dieser Trend sei derzeit aber nicht auszumachen. Ein weiteres Problem für die Ausbeutung in den Meeren sieht Scattolin in der illegalen Fischerei. "Da die Gesamtmengen der illegalen Fänge nicht bekannt sind, werden sie von Fachleuten geschätzt." Auch dieses Problem könnte man über den Handel relativ einfach lösen: Wenn es eine Kennzeichnung gibt, die den Fang bis zum Fischer zurückverfolgt, werde der illegalen Fischerei ein Riegel vorgeschoben. Effektiv sind zudem auch Zertifikate wie etwa das MSC-Label http://www.msc.org, das eine umweltschonende Fischerei garantiert. Den Verbrauchern in Österreich empfiehlt der WWF beim Einkauf auf Fische aus gefährdeten Beständen - wie zum Beispiel Tunfisch, Scholle, Seezunge oder Rotbarsch - zu verzichten. http://www.wwf.at/fischfuehrer.

"Der WWF fordert angesichts der dramatischen Zahlen einen Paradigmenwechsel in der Fischereipolitik", so Scattolin. Dieser müsse auch in der bevorstehenden Reform der EU-Fischereipolitik vollzogen werden. Mehr Schutzgebiete und fischereifreie Zonen, umweltfreundlichere Fangtechniken und eine massive Verkleinerung der Fangflotten seien erforderlich, um der Krise zu begegnen, die in Europa besonders drastisch ist. (Ende)

http://pressetext.at/news/090302038
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