klimawandel

Händler spekulieren mit Milliarden auf das Wetter

Temperaturen bestimmen über Gewinn und Verlust

Frankfurt (pte/28.05.2009/12:36) - Das Wetter bestimmt nicht nur unseren Alltag. An der Börse haben sich Sonne, Wind, Schnee oder Regen auch zu einem heiß gehandelten Spekulationsgeschäft entwickelt. Der Handel mit Wetter-Derivaten floriert. Dabei bestimmen besonders die weltweiten Temperaturen über Gewinn und Verlust. Mit Spekulationen auf Niederschläge oder Hitzewellen lassen sich bei richtigen Prognosen "stattliche Summen verdienen" - aber auch verlieren. "Für Privatanleger ist das Geschäft mit dem Wetter ein reines Spiel. Systematisch Gewinne zu erzielen gestaltet sich dabei als äußerst schwierig. Anders verhält es sich jedoch bei Konzernen, die stark vom Wetter abhängig sind", erklärt Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums http://www.bfz-ev.de, im Gespräch mit pressetext.

Das Wetter spielt etwa für Reiseunternehmen, Energiekonzerne oder Versicherungen eine bedeutende Rolle. Durch die Derivate auf meteorologische Werte können sich die Konzerne gegen Launen der Natur versichern. So betreiben etwa RWE, British Gas oder Versicherer wie AXA oder die Swiss Re ein reges Geschäft mit Wetter-Derivaten, um wetterbedingte Ausfälle abzusichern. "Das Marktpotenzial ist noch größer als das derzeit gehandelte Volumen. So sind beispielsweise auch ganze Länder, die vom Tourismus leben, vom Wetter abhängig", meint Gerke. Dennoch wurden allein im Vorjahr weltweit bereits Derivate mit einem Volumen von rund 32 Mrd. Dollar gehandelt - Tendenz steigend. Auf das Geschäft spezialisierte Broker realisieren damit Schätzungen zufolge jährlich Gewinne von bis zu 26 Prozent des eingesetzten Kapitals. "Das Risiko liegt in der Fehlprognose", sagt Gerke gegenüber pressetext.

Für die Höhe der "CAT" genannten Werte, die sich standardmäßig auf 1.000 britische Pfund belaufen, sind in erster Linie Temperaturen ausschlaggebend. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen werden addiert, sodass sich in einem Monat mit 31 Tagen bei einer Temperatur von im Tagesschnitt zehn Grad 310 CAT ergeben. Damit klettern die Kurse an der Wetterbörse in Chicago mit den Prognosen zu wärmeren Temperaturen und fallen mit sinkendem Quecksilberstand des Thermometers. Den Händlern zufolge ist das Setzen auf steigende und fallende Wetterwerte jedoch keine Zockerei sondern wie die Wettervorhersage eine "wissenschaftliche Angelegenheit". "Wir wissen, wie sich das Wetter entwickelt. Wenn wir glauben, klüger als der Markt zu sein, kaufen wir", wird RWE-Wetterhändler Eric Stein von der Welt zitiert. Die Handelsoptionen seien dabei ähnlich vielfältig wie an der traditionellen Börse und hätten den Vorteil, dass es keine Insiderdeals gebe. Verdienen könne man nur, wenn man sich mit dem Wetter gut auskenne.

Für die handelnden Unternehmen erweist sich das Geschäft mit Wetterderivaten als einträglich. Besonders bei Energiekonzernen sind ständige Wetteranalysen ohnehin von grundlegender Bedeutung. So richten sich Strompreise nach Wetterbedingungen, Windverhältnisse bestimmen die Leistung von Windparks und Temperaturen schreiben besonders im Winter den Bedarf an Energie vor. Wetterprognosen zählen für die Konzerne daher zu den wesentlichen Geschäftsfaktoren. Der Handel mit Wetterderivaten bietet dabei noch ein lukratives Nebengeschäft. (Ende)


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