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Der Weg zum Elektroauto ist ein Marathon

Ergebnisse zur Handelsblatt Jahrestagung "Die Automobil-Industrie" (3. Juli 2009, München)

München/Düsseldorf (ots) - "Das alltagstaugliche, sichere und bezahlbare Elektroauto ist machbar, aber der Weg dahin ist lang", sagte Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von VW, anlässlich der 17. Handelsblatt Jahrestagung "Die Automobil-Industrie" Anfang Juli in München. "Es wird ein Marathon und kein Sprint", betonte er vor den rund 150 Teilnehmern. Die Autobranche stehe mit der Elektromobilität vor einem "fundamentalen technologischen Umbruch". Einer echten Zeitenwende weg vom Öl, hin zu einer emissionsfreien Mobilität. Das Elektroauto würde dabei eine Schlüsselrolle spielen. Noch müsse aber betont werden, dass es das reine Elektroauto noch gar nicht gäbe, obwohl 80 Prozent der Bevölkerung dies glaubten. VW rechne für das Jahr 2020 mit einem globalen Marktanteil von einem bis 1,5 Prozent an reinen Elektrofahrzeugen. VW werde die neue Kleinwagenfamilie "New Small Family" rund um den Up nutzen, um ab 2013 die ersten E-Fahrzeuge anzubieten.

Langfristig ergäben sich große Chancen für das Elektroauto. "Es wird die Zukunft der individuellen Mobilität entscheidend prägen", sagte Winterkorn. Spätestens in einem Jahrzehnt wolle Volkswagen "nennenswerte Stückzahlen" von reinen Elektroautos zu bezahlbaren Preisen und mit ausreichend Reichweite anbieten. Der Kunde wolle "mit seinem Fahrzeug von München nach Hamburg kommen oder zumindest bis ins relativ nahe Österreich", sagte er. Die Ladezeit dürfe nur ein bis zwei Stunden betragen und der Preis dürfe nur 2.000 Euro höher sein als beim Normalwagen.

Derzeit läge aber allein der Preis für einen Batteriesatz mit noch geringer Reichweite zwischen 8000 bis 12.000 Euro. VW arbeite gemeinsam mit den Partnern Sanyo, dem japanischen Elektronikkonzern Toshiba und mit dem chinesischen Automobilhersteller BYD an der Technologie. Wegen der noch geringen Speicherkapazität der Batterien, werde der Verbrennungsmotor auch nach Ansicht von Bernd Bohr vom Zulieferer Bosch noch in den nächsten 20 Jahren dominieren. "Der Elektroantrieb ist heute noch sehr teuer und damit kein Massenphänomen", so Bohr.

Benzin und Diesel bleiben auf lange Sicht noch die beherrschenden Treibstoffarten, betonte auch Winterkorn. Als zentrale Probleme benannte er die Batterie, den Preis und die Infrastruktur von Stromtankstellen. "Elektro alleine aber reicht nicht aus", so der VW-Chef. Mittelfristig werde es einen Mix aus Antriebskonzepten geben, etwa hocheffiziente Verbrennungsmotoren, Erdgasfahrzeuge oder Hybride. Die deutsche Autoindustrie dürfe sich beim Thema Elektromobilität nicht weiter abhängen lassen und angesichts des weltweiten Wettbewerbs seinen technologischen Vorsprung nicht verlieren. "Deutschland muss bei der Elektromobilität wieder Technologieführer werden, insbesondere bei der Elektrochemie", betonte er.