klimawandel

Globale Standards für Elektronikschrott gefordert

1253028547i14358.jpgExperten kritisieren geringe Rückläufe von Altelektronik

Elektronikschrott liefert Rohstoffe (Foto: Paul-Georg Meister/pixelio)

Davos/Toronto (pte/16.09.2009/09:05) - 2006 wurden weltweit rund 230 Mio. Computer, eine Mrd. Mobiltelefone und 45,5 Mio. TV-Geräte verkauft. Vor allem bei Kleingeräten wie etwa bei Mobiltelefonen waren die Rücklaufzahlen nach aktuellen Untersuchungen sehr gering, obwohl Altgeräte wertvolle Materialien beinhalten, wie Rüdiger Kühr von der United Nations University http://www.unu.edu gegenüber pressetext erklärte. Beim Twin World Congress http://www.r2009.org, der derzeit in Davos stattfindet, wurden aktuelle Lösungsansätze, die bei der E-Waste Summer School von Experten erarbeitet wurden, präsentiert.


"Es gibt ja weltweit viele Regelungen, aber kaum eine Harmonisierung", meint Kühr, der auch Generalsekretär der öffentlich-privaten Initiative "Solving the E-Waste Problem" http://www.step-initiative.org ist. "Mit Biologen, Geografen und anderen Experten haben wir bei der Summer School neue Lösungsansätze umrissen. Einer der wichtigsten Punkte bleibt demnach immer noch das Aufzeigen und Bekanntmachen des Problems in der Öffentlichkeit. Die Bewusstseinsbildung, dass Elektronikschrott gefährlich ist und eine Reihe globaler Probleme mit sich bringt, ist unerlässlich. Ein altes Mobiltelefon darf niemals im Hausmüll enden", so Kühr. "Das Geschäft mit Elektronikschrott läuft gut, denn mit dem Ansteigen der Preise für die einzelnen Rohstoffe zahlt sich das aus." Eine Tonne gebrauchter Handys - das sind rund 6.000 Stück - enthalten rund 3,5 Kilogramm Silber, 340 Gramm Gold, 140 Gramm Palladium und 130 Kilogramm Kupfer. Zudem kommen noch etwa 3,5 Gramm Kupfer pro Akku. "Alles in allem beträgt der kombinierte Wert aller Substanzen rund 15.000 Dollar."

Elektronikschrottbroker vermitteln die Ware. Ehe das Altgerät ausgeschlachtet wird, durchläuft es eine lange Kette an Akteuren, weiß Kühr. Der hohe Preis für die Rohstoffe lässt die Schrotthändler einfallsreich werden. "Neben der geringen Rücklaufquote von Kleinelektronikschrott kommt verschärfend noch die globale Rohstoffknappheit hinzu, denn viele der im Müll enthaltenen Elemente können nur schwierig rückgewonnen werden", so Kühr. Das gelte etwa für Indium. Wird nicht ordentlich recycelt, gehen diese Substanzen verloren. Die Gewinnung von neuen Rohstoffen aus der Erdkruste belastet die Umwelt ohnehin stark. Für Experten wie Kühr stelle sich daher die Frage nach geschlossenen Kreisläufen. Diese können allerdings nur dann gewährleistet werden, wenn die illegale Verschiffung mit falschen Deklarationen eingedämmt werden kann. Als zusätzliche Dimension komme noch die Umweltverschmutzung durch nicht fachgerechte Entsorgung hinzu. Gefährliche Gifte gelangen so in die Umwelt.

Eine sinnvolle Arbeitsteilung wäre etwa die Aufteilung der Recyclingschritte. "So könnte etwa die manuelle Aufbereitung in einem Land wie China durchgeführt werden, die Rückgewinnung kritischer Substanzen in den dafür geeigneten Anlagen in den Industrieländern", erklärt Kühr. Das heißt, dass auch beim Recycling eine "Reverse Supplychain" ähnlich wie bei der Herstellung eingehalten werden müsste. Überlegenswert wäre auch die visionäre Idee, elektronische Geräte vom Hersteller mit Serviceverträgen zu mieten. So könnte man Kreisläufe schließen. "Ob ein solches Modell funktioniert, muss man allerdings erst beforschen", meint Kühr. Vordringlich sei zunächst einmal die Rücklaufquote von Elektronikschrott zu erhöhen und dabei könne jeder Konsument beitragen. (Ende)

http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=090916008

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