Größte Bedrohung auf der Pazifikinsel Vanatu, niedrigste in Katar
Bonn (pte035/15.06.2011/17:40) - Naturgewalten bedrohen mancherorts die Bevölkerung enorm, obwohl das Ausmaß ihrer Gefahr teils gering ist. Denn die Anfälligkeit und Verletzbarkeit einer Gesellschaft bestimmen wesentlich mit, ob sich Naturereignisse zu Naturkatastrophen entwickeln. Das zeigt der Weltrisikobericht http://weltrisikobericht.de des Bündnisses "Entwicklung Hilft", der von der Universität der Vereinten Nationen in Bonn UNU erstellt wurde.
"Wir untersuchten, welche Ereignisse bisher Todesopfer gefordert haben oder sich zu Katastrophen entwickelten. Für die Vulnerabilität wurden dazu erstmals auch Governance-Aspekte wie Korruption und gute Regierungsführung sowie der Versicherungsschutz berücksichtigt", erklärt Jörn Birkmann, wissenschaftlicher Leiter des Projekts an der UNU, gegenüber pressetext.
Abhängigkeiten entscheiden über Risiko
Die Länder mit dem höchsten Risiko sind Pazifikinseln wie Vanuatu, Tonga und die Salomonen, daneben die Philippinen, Bangladesch und mittelamerikanische Staaten wie Guatemala, Costa Rica und El Salvador. Ihr Gefährdungsindex von 15 bis 32 Prozent geht nicht nur auf das häufige Erdbeben, Wirbelstürme, Hochwasser oder steigendes Meer zurück. Anfällig machen auch schlechte Infrastrukturen, Probleme mit der Ernährungssicherheit oder Wirtschaft, fehlende Möglichkeiten zur Bewältigung durch Politik, Medizin und Sozialsystem und schlechte Anpassungsfähigkeiten auf künftige Ereignisse und den Klimawandel.
Mitteleuropa zeigt sich als erwartungsgemäß sicher: Deutschland nimmt im Risiko-Ranking Rang 150, Österreich mit 144 und die Schweiz mit Rang 160 von 173 untersuchten Ländern ein, wobei hier die Gefährdung mit 2,5 bis 3,5 beziffert wird. "Die größte Naturgefahr ist bei uns das Hochwasser. Im Globalvergleich ist die Anfälligkeit ist jedoch sehr niedrig dank guter Bewältigungskapazitäten", so Birkmann. Die ungefährlichsten Länder in der Liste sind Katar, Malta, Saudi-Arabien, Island. Sobald in einzelnen Ländern Korruption ins Spiel kommt, steigt das Risiko jedoch, wie an den Beispielen Albanien oder Italien sichtbar wird.
Präventive Katastrophenhilfe
Nicht immer bedeutet mehr Wohlstand automatisch besseren Schutz vor Naturgefahren. Der UNU-Experte nennt Chile als Beispiel für ein Land, das überdurchschnittlich hoch durch Meeresspiegel-Anstieg und Dürre bedroht ist. "In Pakistan ist hingegen die Vulnerabilität trotz nur mittlerer Gefährdung extrem hoch, was auf ein Zusammenspiel von schlechter Regierungsführung, hoher Korruption und mangelnder ärztliche Versorgung in den Landregionen zurückgeht", erklärt Birkmann.
Der Weltrisikobericht kann auch politischen Strategien zur Grundlage werden, ist der Forscher überzeugt. "Katastrophenhilfe darf sich nicht darauf beschränken, Zelte und Hubschrauber zu senden, da es langfristig um die Senkung des Risikos durch Prävention geht. Ohne ihre kurzfristige Nothilfe zu beschneiden, muss man diese mit langfristigen Strategien verknüpfen, damit in gefährdeten Ländern ein Wandel gelingt."
Download des Weltrisikoberichts unter http://www.weltrisikobericht.de/uploads/media/WeltRisikoBericht-2011.pdf
Quelle: pressetext.redaktion