klimawandel

200 Mio. Klima- und Umweltflüchtlinge bis 2050

UN-Konferenz: Experten warnen vor Menschenhändlern - Wüsten breiten sich immer weiter aus

Bonn (pte/09.10.2008/11:45) - "Die Zahl der weltweiten Klima- und Umweltflüchtlinge wird dramatisch ansteigen. Wenn sich die Lage in den bedrohten Regionen nicht verbessert, werden es vor allem Menschenhändler und Schlepper sein, die an dieser Tragödie verdienen", warnt Janos Bogardi, Direktor des Institute for Environment and Human Security der United Nations University http://www.ehs.unu.edu im pressetext-Interview. Derzeit diskutieren auf der UN-Konferenz über Klima- und Umweltflüchtlinge "EFMSV 08" in Bonn Experten aus mehr als 80 Ländern http://www.efmsv2008.org die möglichen Auswirkungen von Klimaschäden.

"Das Problem geht alle etwas an", bringt es Bogardi auf den Punkt. Schon im Vorfeld zeigen Untersuchungen, wie dramatisch die Situation bereits jetzt ist. "Bis 2050 werden es mindestens 200 Mio. Menschen sein, die aufgrund von Umweltproblemen ihre  Heimat verlassen müssen." Die vorhandenen Dokumente sprechen Bände, meint Bogardi. "Die Gründe, das Heimatland zu verlassen, sind mannigfaltig und reichen von Klimaveränderungen bis hin zu leergefischten Ozeanen", umschreibt der Forscher die Problematik. "EU-Fischereiflotten fischen beispielsweise vor der Küste Westafrikas in großem Stil die Meere leer. Wenn die Lebensgrundlage der Menschen dort nicht mehr vorhanden ist, sind sie gezwungen, ihr Land zu verlassen", meint der Experte. Schnelle Lösungen gebe es dafür jedoch nicht. "Sie können nur darin liegen, die Probleme an ihrem Ursprung zu packen und etwas dagegen zu tun." Das bedeute, dass man nicht die Symptome bekämpfen dürfe, sondern die Ursache.

Eine weitere Problematik der Flüchtlinge sind die perfekt organisierten Schlepper und Menschenhändler, die die Not der Menschen ausnützen und damit Geschäfte machen. "Umweltbedingte Migration führt also sehr oft auch zu organisiertem Verbrechen", erklärt der Experte. "Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, in ihren Heimatländern bleiben können." Entwicklungshilfe dürfe von den reichen Ländern nicht als Gabe von Almosen gesehen werden, sondern es sollte ein kulturelles Interesse daran bestehen, den Menschen in ihren Ländern zu neuen Chancen zu verhelfen. Der richtige Ansatz laute, dass für den Fall, dass man Menschen nicht zum Wasser bringe, man das Wasser zu den Menschen bringen sollte. "Es ist rasches Handeln angesagt, denn der Flüchtlingsstrom hat erst angefangen und wir können uns die Menge an globalen Migrationsströmen kaum vorstellen", so Bogardi.

Dass die Problematik nicht nur fernab Europas stattfindet, skizziert Bogardi anhand des Beispiels Spanien. "Das südwesteuropäische Land ist nicht nur ein Tor für Flüchtlinge nach Europa, sondern ist selbst ein Zielland, denn die spanische Landwirtschaft ist seit der Industrialisierung während der Erntezeiten sehr stark von saisonalen Arbeitskräften abhängig. Schwer wiegt in Spanien aber bereits heute die verschärfte Wasserproblematik und dadurch bedingt der Kampf um das kühle Nass. Ein zweiter Punkt ist die große Zahl an älteren Bürgern aus Mitteleuropa, die sich ihren Altersitz auf der iberischen Halbinsel einrichten. Durch die verstärkte Bauleistung würden weitere Böden versiegelt und der Bedarf am ohnehin knappen Wasser steigt weiter an. "Bereits heute gelten Spanien und Portugal als jene Länder Europas, in denen die Auswirkungen der Klimaerwärmung am schlimmsten sind", führt Bogardi aus. "Sollte die nicht-nachhaltige Landnutzung weiter in der Art betrieben werden, wird die Region von Versteppung bedroht sein. Das Land wird zunehmend unbewohnbar und die Menschen verlassen es", so Bogardi abschließend.

Für insgesamt 22 Staaten haben die Experten Fallstudien erarbeitet. Nach der Konferenz soll ein umfassendes Buch über die Erkenntnisse publiziert werden. (Ende)

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