klimawandel

Kein Eis in der Arktis vor 6.000 Jahren

Strandformationen und frühe Siedlungen geben neue Hinweise

Siedlungsruinen und Strandformationen zeigen: Meer um Nordgrönland war früher eisfrei

Oslo (pte/20.10.2008/13:55) - Die Eisdecke in der Arktis war einst viel kleiner und das arktische Meer könnte vorübergehend sogar eisfrei gewesen sein. Zu diesem Schluss kommt ein norwegisch-dänischer Forschertrupp, der die Buchten und Strände Nordgrönlands untersuchte und eine neue Klimakarte der Region erstellte. "Seit der letzten Eiszeit war das Klima im Norden nie so mild wie in der Zeitspanne vor 6.000 bis 7.000 Jahren", betont Astrid Lyså, Geologin bei der norwegischen Forschungsgesellschaft NGU http://www.ngu.no/en-gb . Sie fand mit  ihren Kollegen zahlreiche Hinweise, die auf eine eisfreie Arktis in dieser Zeit deuten: Treibholz aus Sibirien und Alaska, Muscheln und Kleinstfossilien, Strandformationen sowie Überreste von Inuit-Siedlungen.


Den wichtigsten Beweis für die Theorie eines eisfreien arktischen Meeres liefern die Konturen der Strände. Sie entstehen entweder durch Packeis - Eis, das ans Ufer gepresst wird und dort kurze und unregelmäßige Gräten hinterlässt - oder durch das Spiel der Wellen. Das Geologenteam entdeckte lange Strandbuchten mit breiten Linien parallel zur Küstenlinie. "Man kann daraus schließen, dass Wellen und Unwetter beteiligt waren. Denn zu einem solchen Strandverlauf ist offenes Wasser notwendig" sagt Lyså. Sie vermutet, dass das arktische Meer in dieser
Periode eisfrei war. Heute ist die offene, flache Strandebene des Independence Fjords, an dem die Untersuchung stattfand, von Packeis überdeckt.

Bei der Forschung, die im Rahmen des internationalen Polarjahres http://www.polarjahr.de stattfand, stießen die Wissenschaftler auf Siedlungsruinen der ersten Inuit, der frühen Einwanderer aus Alaska und Kanada. Diese als "Independence 1" bezeichnete Kultur wanderte vor 4.500 Jahren so weit als möglich in Richtung Nord-Osten und ließ sich an den einsamen Küsten nieder. In dieser Zeit entstand wieder Packeis, das die Inuit für die Jagd brauchten. Für ihr Überleben war das Volk auf Robben und Treibholz angewiesen. Robben waren die Grundlage für Kleidung und Nahrung, das Brennmaterial Treibholz der einzig wirksame Schutz gegen die frostigen Temperaturen bei zu minus 50 Grad.

Die eisfreie Zeit in der Region datiert Lyså in die Wärmeperiode vor 6.000 bis 7.000 Jahren. Man müsse jedoch vorsichtig sein, wolle man daraus Parallelen zum heutigen Trend der Eisschmelze am arktischen Meer ziehen. Die Klimaänderungen seien damals durch andere Kräfte als heute herbeigeführt worden, so die Geologin. (Ende)

http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=081020034
Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Johannes Pernsteiner
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